In kürzester Zeit haben Gesundheitsministerium und Innenministerium eine Informationskampagne auf die Beine gestellt. Mit Inseraten in Zeitungen und auf den Social-Media-Profilen der Ministerien wird die Info-Hotline der AGES (Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) und die Notfallnummer für Verdachtsfälle (1450) verbreitet. Dazu noch Verhaltensregeln für jede/n Einzelne/n: Hände waschen, Abstand halten, Gesicht nicht berühren und in Ellenbeuge oder Taschentuch husten. Inserate werden breit in unterschiedlichen Medien gestreut, um so viele Menschen wie möglich zu erreichen.







“Das ABC der Krisenkommunikation”
Das Gesundheitsministerium setzt auf klare Kommunikation. “Wir setzen auf das ABC der Krisenkommunikation: Was, wie, wer, wann und wo gilt es zu beantworten und da hilft der Minister. Er formuliert sehr klar, sachlich, faktenbasiert und ruhig”, erklärt Katharina Häckel-Schinkinger aus dem Presseteam von Gesundheitsminister Rudolf Anschober. Ziel sei es so viel wie möglich zu informieren und gleichzeitig Panik zu vermeiden. Tagesaktuell würden die Maßnahmen und Botschaften auf Entwicklungen angepasst werden können, das Team arbeite hier sehr schnell. Das Kommunikationsteam im Gesundheitsministerium besteht aus vier Personen, dazu kommen noch die Teams aus dem Innenministerium und Bundeskanzleramt. Die Ministerien und das Kanzleramt arbeiten dabei eng miteinander zusammen, die Abstimmung funktioniere laut Häckel-Schinkinger sehr gut.
Die neuen Verordnungen bezüglich des #Coronavirus in Österreich sind online. Sie finden diese unter https://t.co/YdJAOmBUnf pic.twitter.com/3HKblts30h
— Gesundheitsministerium (@bmsgpk) March 11, 2020
Besonderes Lob gibt es vom Gesundheitsministerium für den ORF, der Werbeplätze gratis zur Verfügung stellt, Info-Spots mit Tarek Leitner sendet und eine eigene Webseite erstellt hat. “Zusätzlich zu den Informationsprogrammen starten neue Spots mit Verhaltenshinweisen und Vorbeugemaßnahmen”, so Häckel-Schinkinger, die in dem Zusammenhang auch die anderen Medien lobt. Mit Informationen auf der Teletext-Seite 660 würde zudem vor allem ältere Personen erreicht werden.
“Wichtig ist, dass wir transparent agieren”, meint Häckel-Schinkinger, die auf die FAQ-Liste auf Sozialministerium.at verweist. Dort habe man sich an den “Informationsbedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger” orientiert und die am häufigsten gestellten Fragen beantwortet. So kommuniziert das Gesundheitsministerium nicht nur, was es selbst als relevant einstuft, sondern informiert darüber hinaus über Maßnahmen und Abläufe. Es wird zum Beispiel beantwortet, ob man sich über Lebensmittel anstecken kann, ob ein Test selber zu bezahlen ist oder wer sich in der Quarantänezeit um den Hund kümmert.
Appelle an die Vernunft
Während die Informationskampagne weitergefahren wird, kommt das Ministerium in eine neue Phase der Kommunikation. “Es wird jetzt auch appelliert an die Vernunft der Bevölkerung. Jeder muss einen Beitrag leisten und dieser Beitrag ist für den Einzelnen gut verkraftbar aber lebenswichtig für vulnerable Risikogruppen.” Das Ministerium wird vermehrt direkte Ansprache einsetzen und zum Zusammenhalt in der Bevölkerung aufrufen.
“Wir können auf keine Erfahrungswerte der letzten Jahre zurückgreifen, die gibt es nicht”, man wisse aber wie Krisenkommunikation funktionieren würde, so Häckel-Schinkinger. Mit einer emotionalen Thematisierung können so Botschaften besser verankert werden, “diese Emotion darf aber nicht Angst sein”, betont die Kabinettsmitarbeiterin. Auch hier gelte die Situation ernst zu nehmen und auch die Mithilfe einzufordern.
Falschmeldungen in anfälligen Communities
Um gegen die Verbreitung von Falschmeldungen und Gerüchten vorzubeugen, setzt das Ministerium auf verschiedene Schritte. Zum einen verweist es auf die eigenen Kanäle, die so viel informieren und damit Fake-News verdrängen und gleichzeitig warnt es darüber vor Falschmeldungen.
Das Ministerium kooperiert auch mit einem Start-Up, das die Informationsvideos in mehreren Sprachen untertitelt hat und sie an migrantische Communities ausspielt. “Dort kursieren einige Fake-News, wir setzen hier auf gezielte Maßnahmen und Kooperationen”, Häckel-Schinkinger weiter. Es gibt aber auch andere Gruppen, die anfällig für Falschinformationen sind. Der Standard berichtete etwa von einer Apotheke, in der Globuli gegen Corona produziert worden sein soll. Das Ministerium hat das Gespräch gesucht und so unterbunden. “Es gibt natürlich ein Monitoring aber, dass man jeden einzelnen Fall rauszieht, das gibt es noch nicht. Das wird aber besprochen und tagesaktuell angeschaut”, erklärt Häckel-Schinkinger. (Das Gespräch fand vor dem 13. März statt, an dem viele Falschmeldungen über Ausgangssperren, Quarantäne für Wien und gefakte Sprachnachrichten von Gernot Blümel kursiert sind.)
Eine eigene Taskforce gegen Fake-News gibt es hingegen nicht. Google und die WHO haben eine Kooperation gestartet, von der auch das Gesundheitsministerium in Österreich profitiert: Bei Google-Suchen nach Covid-19 oder Coronavirus wird noch vor den Suchergebnissen eine Info-Box mit Links zu AGES-, Gesundheitsministerium- und WHO-Webseite angezeigt.
Gebärden- & Fremdsprache, Leichter-Lesen-Angebote
Auf der Seite des Sozialministeriums und der AGES gibt es zusätzlich Videos in Gebärdensprache und in Leichter Lesen. “Die zwei Webseiten nehmen eine zentrale Rolle ein”, so Häckel-Schinkinger. Bei den Pressekonferenzen gibt es mittlerweile auch eine Gebärdensprecherin.
Alle Informationen und Maßnahmen sind auf der Seite des Sozialministeriums zum Download bereitgestellt worden. Und das in mehreren Sprachen: Neben Deutsch und Englisch auch auf Türkisch, Serbokroatisch, Arabisch und Farsi. “Kommen werden wahrscheinlich noch Polnisch und Ungarisch”, so das Ministerium.