Sumaya Musa, Mitglied in der Grünen Wahlkampforganisation, gab bei der Veranstaltungsreihe ASQ-Bar Einblicke in die erfolgreichen Wahlkämpfe 2019. Hier einige Takeaways.
15 Minuten Impulsreferat, dann fünf Minuten für Fragen aus dem Publikum. Das ist das Konzept der ASQ-Bar, die Leute aus dem Kommunikations-, Kampagnen- und NGO-Bereich miteinander vernetzen wollen. Eingeladen waren eigentlich der Grüne Wahlkampfmanager Thimo Fiesel und Dieter Ziernig von Neuwal.at. Fiesel musste absagen – die Sondierungsgespräche seien dazwischengekommen. Stattdessen erzählte seine Stellvertreterin Sumaya Musa von Schwierigkeiten, aber auch Learnings der Europa- und Nationalratswahl.
1. Hauptziel: Keine Fehler machen
Der Wahlkampf der Grünen stand beide Male unter dem Motto Fehlervermeidung. “Wenn wir nicht sicher sind, lassen wirs bleiben”, erzählt Musa, die schon von 2006 bis 2017 bei der Partei war und seit 2018 wieder für die Grünen tätig ist. So habe es mehrere Situationen gegeben, wo man nicht wusste, ob eine Aktion vielleicht nach hinten losgehen könnte. Gab es Bedenken, wurde darauf verzichtet.
2. Intuition als Faktor
Oft sei es einfach ein Bauchgefühl gewesen, so Musa. Am Ende des Nationalratswahlkampfes montierten die Grünen ein Transparent an einem Kran über dem derzeit im Umbau befindlichen Parlament. Darauf zu lesen: „Comeback Klimaschutz“. Eine ähnliche Aktion sei auch schon für den Europawahlkampf geplant gewesen, wurde allerdings nicht durchgeführt.
YES!
— Die Grünen (@Gruene_Austria) September 27, 2019
Wir sind auf den Baukran 🏗 über dem Parlament 🏛 geklettert und haben ein Transparent entrollt.
#comeback #Klimaschutz 🌎
Deine Grünen geben alles.
Wir kämpfen um jede Stimme.
Diese Wahl ist die Klimawahl 🇦🇹#zurueckzudengruenen #klimaschutz pic.twitter.com/2O86HjXQdy
3. Hoher Zuspruch war auch ein Problem
Selbst erfreuliche Dinge haben die Grünen vor Probleme gestellt. So waren viele Leute bereit sich ehrenamtlich zur Verfügung zu stellen. Nur fehlte das Personal, um die Helferinnen und Helfer zu koordinieren.
4. 10 Prozent der Wahlplakate von Freiwilligen
Doch dafür fand man zumindest eine Teillösung: Fast jedes zehnte Plakat sei von Freiwilligen aufgeklebt worden, schätzt Musa. Bei Landesorganisationen wurden teilweise sogar noch Plakate nachbestellt, weil der Zuspruch so groß war. Damit wurde auch etwas Geld gespart. Beim Europawahlkampf habe man auf großflächige Plakate verzichtet und so rund 400.000 Euro eingespart. Das Gesamtbudget sei damals 480.000 Euro gewesen.
5. Streamlining der Botschaft - kein Geld für Personenwahlkampf
Der enge Budgetrahmen habe auch andere Auswirkungen gehabt. Für den Nationalratswahlkampf haben die Grünen laut eigenen Angaben 1,23 Millionen Euro budgetiert. Die Abrechnung des Wahlkampfes ist auf der Webseite der Grünen noch nicht veröffentlicht. Aufgrund des kleinen Finanzrahmens gab es auch keine Personenwahlkämpfe. In der Vergangenheit hätten die ersten Plätze der Landeslisten und einige Personen der Bundesliste ein eigenes Budget bekommen, um individuelle Wahlkämpfe zu gestalten, so Musa. Das ging dieses Mal nicht. Die Konsequenz: Eine geradlinige Kommunikation mit den Themen Klimapolitik, soziale Gerechtigkeit und sauberer Politik.