In den 1990ern betrat die Politik in Österreich so etwas wie Neuland: Einerseits gab es eine Volksabstimmung zum EU-Beitritt und andererseits gelang der FPÖ der Aufstieg zur dritten politischen Kraft. Dabei entwickelte sich auch ein neuer Typus Politiker: Jörg Haider.
In den 1990er Jahren fanden vier Wahlkämpfe statt – die Legislaturperiode von 1994 bis 1995 war die kürzeste der Zweiten Republik. Die erste Hälfte des Jahrzehnts war insbesondere geprägt von der Volksabstimmung zum EU-Beitritt, der im Juni 1004 von 66 Prozent befürwortet wurde.
Außerdem waren die 1990er geprägt vom Aufstieg der FPÖ unter Jörg Haider. Nach seiner Äußerung zur „ordentliche Beschäftigungspolitik im Dritten Reich“ wurde Haider mittels Misstrauensantrag als Kärntner Landeshauptmann abgewählt, der Bundestrend gestaltete sich für die FPÖ unter seiner Führung jedoch weiterhin positiv.
Die personalisierteste Wahlkampagne der zweiten Republik
In der Wahlkampfkommunikation setzte Jörg Haider neue Maßstäbe in den Bereichen Zuspitzung und Personalisierung. Höhepunkt war hier der Wahlkampf 1994. Jörg Haiders Wahlkampf aus diesem Jahr drehte sich um: Jörg Haider. Die FPÖ schneiderte rund um ihren Spitzenkandidaten die personalisierteste Wahlkampagne der zweiten Republik und inszenierte Haider als „Mann aus dem Volk“, der auf der Seite der BürgerInnen und gegen Privilegien, die Mächtigen und „political correctness“ auftrat. Diese Volksnähe wurde auch mit dem Slogan „Einfach ehrlich, einfach Jörg“ erzeugt.

Jörg Haider mit gemütlicher Körperhaltung und dem immer wiederkehrenden Slogan „Sie sind gegen ihn, weil er für Euch ist.“ © Österreichische Nationalbibliothek
Bis zu diesem Zeitpunkt war es nicht üblich gewesen, PolitikerInnen nur mit ihrem Vornamen zu präsentieren. Haiders Inszenierung war zudem das erste Auftreten eines neuen Politikertypus, der sich hemdsärmelig und sportlich präsentierte. Das Image, das er damit schuf, sollte die Selbstdarstellung der FPÖ bis zum heutigen Tage beeinflussen. Insbesondere den poetisch-populistischen Spruch „Sie sind gegen ihn, weil er für euch ist“ sollte die FPÖ noch mehrfach wiederverwenden.