Der Video-Wahlkampf von Alexander Van der Bellen für die Bundespräsidentschaftswahl 2016.
Alexander Van der Bellen gab seine Kandidatur am 8. Jänner 2016 mit einem Video bekannt. In dem Video, 2:14 Minuten lang, spaziert Van der Bellen zum Parlament und durch den Naschmarkt: Aufnahmen in Zeitlupe. Van der Bellen spricht über Menschenrechte und darüber, was er als seine Aufgaben als Präsident sieht. Die Slogans „Mit bestem Wissen und Gewissen“ und „Lassen Sie uns einen Teil des Weges gemeinsam gehen“, die später auch auf Plakaten verwendet werden, sind schon Teil dieses Videos.
Am Ende spricht Van der Bellen nicht mehr im Voiceover, sondern direkt in die Kamera, stellt sich mit Namen vor und bittet um die Unterstützung der Bevölkerung.
Am 23. Februar veröffentlichte der YouTube-Kanal eine animierte Anleitung, wie UnterstützerInnen ihre Unterstützungserklärung abgeben können. Der Stil des Videos ist modern und witzig, die Zuschauer werden mit „Du“ angesprochen.
Das Video wurde mehr als 4.500-mal gesehen, deutlich öfter als andere Aufrufe zu Unterstützungserklärungen.
Die meisten Videos während des Wahlkampfes – der Account wurde nach dem Wahlerfolg weiterverwendet – waren Unterstützungsbekundungen bekannter und weniger bekannter Persönlichkeiten aus Kultur, Politik und Wirtschaft. Diese Videos wurden zwischen 300 und 1.600-mal angeklickt, je nach Bekanntheitsgrad der Protagonisten.
Screenshot: YouTube/Alexander Van der Bellen
Kurz vor dem ersten Wahlgang wurde unter dem Motto „Die Zeiten ändern sich“ ein neues Video hochgeladen, in dem Van der Bellen noch einmal zur Wahl aufrief. Footage von ÖsterreicherInnen, dazwischen Aufnahmen von Van der Bellen in einer Bibliothek, alles unterlegt mit Musik von Hubert von Goisern. Und verknüpft mit einer positiven Botschaft Van der Bellens.
Nach dem Einzug in die Stichwahl wurden in erster Linie wieder Unterstützungserklärungen gepostet, dazu einminütige Videos der Wahlkampftour durch Österreich. Die vielen Unterstützungserklärungen für Van der Bellen wurden im Wahlkampf vom Gegenkandidaten Hofer kritisiert.
Kurz vor der (später für ungültig erklärten) Stichwahl postete Van der Bellen am 16. Mai 2016 wieder ein Video, in dem er um die Stimme der WählerInnen bat. Dieses Mal schrieb er in einer Bibliothek einen Brief an Österreich, bevor Aufnahmen von Wahlveranstaltungen gezeigt wurden.
Van der Bellen beschwört darin ein Miteinander und spricht von Zusammenarbeit und einem Neuanfang. Er setzte damit weiter auf positive Botschaften und versuchte sich von seinem Mitbewerber Hofer abzugrenzen. Das Video wurde fast 15.000-mal aufgerufen.
Im September ging Van der Bellen in einem Video noch einmal auf seine „Heimat“-Botschaft ein, die er auch auf Wahlplakaten transportierte. Das Video zeigt ihn beim Wandern in seiner Heimatregion, er spricht über das Zusammenleben und Zusammenarbeiten in einer Gemeinschaft. Der Titel und die Botschaft des Videos: „Du brauchst mi und i brauch di“. Es wurde 34.500-mal aufgerufen.
Wegen dessen Unterstützung konnte Van der Bellen Rainhard Fendrichs „I am from Austria“ in seinem letzten Video vor der endgültigen Wahl am 4. Dezember 2016 verwenden.
Aufnahmen von Österreichers Bergen, Seen und Feldern und der Bevölkerung, danach Aufnahmen von Van der Bellen. Über all dem wird ein Text eingeblendet, der Van der Bellens Wahlbotschaften noch einmal wiederholt. Dieses Video wurde knapp 80.000-mal aufgerufen.
Fazit
Alle Kandidatinnen und Kandidaten setzten auf Wahlvideos, weil einerseits weil über YouTube und Social Media viele Leute erreicht werden können. Und andererseits, weil natürlich auch TV-Spots auf diesen Videoplattformen landen. Vor allem Irmgard Griss hat – mit dem geringsten Budget – oft Botschaften über YouTube gesendet, während andere auf hochwertig produzierte Beiträge setzten. Andreas Khol hat dieses Medium am wenigsten bespielt, während Van der Bellen und Hofer viele Videos auf YouTube veröffentlichten – aufgrund der langen Kampagnen in der Stichwahl. Dabei ist Hofer wohl ein Sonderfall: Er konnte auf die ausgeprägte Owned-Media-Strategie seiner Partei zurückgreifen und die etablierten Kanäle der FPÖ nutzen.