Mit dem Parteisender im Rücken kann Norbert Hofer viel präsenter sein. Kleine Video-Serien veröffentlicht FPÖ TV.
Norbert Hofers Wahlkampfteam fuhr eine andere Strategie als die Mitbewerber. Das lag auch daran, dass Hofer mit FPÖ TV schon ein Parteimedium mit relativ vielen Abonnements im Arsenal hatte. Auf der YouTube-Seite FPÖ TV gibt es eine eigene Playlist mit 147 Videos zum Bundespräsidentschaftswahlkampf.
Viele der Videos waren Beiträge von FPÖ TV, im Stil von Nachrichtenbeiträgen aufgenommen. Darin berichten „ReporterInnen“, weshalb man Hofer wählen sollte, zeigen Wahlkampfauftritte oder Pressetermine Hofers.
Eine Rubrik wurde zum Anfang des Wahlkampfes eingeführt: In „Flagge zeigen mit Norbert Hofer“ präsentiert er in 30-sekündigen Clips seine Meinung zu Themen wie Euro, Bundesheer, Europa oder Direkte Demokratie. Diese Videos sind schnell produziert, Hofer sitzt vor einem Greenscreen, auf den passende Hintergründe gespielt werden.
Mit diesen kurzen Videos erreichte er zwischen 6.000 und 10.000 Aufrufen. Gerade im Vergleich zu seinen MitbewerberInnen eine beeindruckende Zahl. Das zeigt, wie gut die langjährige YouTube-Strategie der FPÖ funktioniert.
Neben eigens produzierten Berichten wurden auch Hofers TV-Auftritte auf dem Kanal veröffentlicht, in kurzen Videos wurden einzelne Passagen hervorgehoben. Da FPÖ TV nicht direkt Hofers Wahlkampf zuzurechnen ist, sondern ein Parteimedium, mischen sich dort in die Beiträge zum Wahlkampf andere Themen und Aufbereitungen, die andere Kandidaten und Kandidatinnen nicht eingesetzt haben. So werden in einer Animation zu Irmgard Griss Zitate, die FPÖ-Positionen widersprechen, mit humoristischer Musik untermalt und kommentarlos hintereinander gestellt. Das Video heißt „Ansichten einer Beamtenpensionistin“ und soll sie ins Lächerliche ziehen.
Echte Wahlkampfvideos gab es auch. Meist kurz vor den Wahlterminen, um noch einmal alle Wähler zu mobilisieren und auch die zu erreichen, die nicht die FPÖ wählen. Hofer hat für diese Videos die Texte selbst eingesprochen, besonders viele eigens dafür gedrehte Szenen gibt es allerdings nicht. Einzig Szenen beim Bergsteigen des FPÖ-Teams dürften für die Wahl gefilmt worden sein.
Im ersten Video am 21. Mai 2016 geht es in Hofers Video um den Schutz der Heimat und darum, „unsere Art des Lebens“ zu verteidigen. Das Video heißt „Unsere Heimat braucht uns jetzt!“. Die am häufigsten eingesetzten Bilder sind eine wehende österreichische Flagge auf FPÖ-Kundgebungen und Hofer beim Begrüßen von Leuten. Dazwischen: Hofers Bergbesteigung. Insgesamt wurde das Video 6.800 mal gesehen.
Anfang September wurde wieder ein Wahlvideo hochgeladen, dieses Mal zeigt es nur Bildmaterial von Hofer bei seiner Wanderung auf einem Berg. Darüber liegen Aussagen Hofers: wie er für die ÖsterreicherInnen da sein will und ihre Zukunft sichern möchte. Das Video endet mit dem Slogan „Deine Heimat. Dein Präsident.“
Das Video wurde mehr als 16.600-mal aufgerufen, eine deutliche Steigerung zur ersten Stichwahl. Obwohl die Aussage des Videos der des ersten Videos sehr ähnlich war, wurde sie anders erzählt: Anstatt über Traditionen, die es zu schützen gelte, sprach Hofer dieses Mal davon, einen Beitrag leisten zu wollen – für hart arbeitende ÖstereicherInnen. In 2:30 Minuten Laufzeit sagt Hofer relativ wenig, es wird viel Platz für Musik und Bilder gelassen, die eine ruhige Stimmung transportieren. Er springt von Thema zu Thema, spricht in einem Satz Sicherheit an und im nächsten TTIP. Er bringt alle Punkte unter, die seinen Wahlkampf geprägt haben und emotionalisiert wurden.
Da die Wahl wegen der fehlerhaften Briefkuverts verschoben werden musste, gab es noch mehr Videos. Aber die Qualität geht im Vergleich zum September merklich zurück. Das kann einerseits daran liegen, dass das Budget knapp wurde – oder daran, dass die FPÖ nicht noch einmal die gleichen Bilder verwenden wollte. So kam viel Stockfootage zum Einsatz, nur einzelne Szenen aus seinem September-Video. Und ein Effekt, bei dem Hofer direkt in die Kamera sprach, während anderes Bildmaterial transparent daneben zu sehen war. Das Video vom 18. November 2016 wurde rund 7.600-mal angesehen.
Es gab noch zwei weitere Videos von diesem YouTube-Kanal. Das eine war ein Wahlaufruf von HC Strache, um noch einmal alle FPÖ-WählerInnen zu mobilisieren. Das andere Video zeigt Hofer im Parlament, wie er aus dem Fenster sieht und im eingesprochenen Text noch einmal sein Amtsverständnis erklärt. Diese Videos wurden am 2. und 3. Dezember 2016 hochgeladen.
Fazit
Alle Kandidatinnen und Kandidaten setzten auf Wahlvideos, weil einerseits über YouTube und Social Media viele Leute erreicht werden können. Und andererseits, weil natürlich auch TV-Spots auf diesen Videoplattformen landen. Vor allem Irmgard Griss hat – mit dem geringsten Budget – oft Botschaften über YouTube gesendet, während andere auf hochwertig produzierte Beiträge setzten. Andreas Khol hat dieses Medium am wenigsten bespielt, während Van der Bellen und Hofer viele Videos auf YouTube veröffentlichten – aufgrund der langen Kampagnen in der Stichwahl. Dabei ist Hofer wohl ein Sonderfall: Er konnte auf die ausgeprägte Owned-Media-Strategie seiner Partei zurückgreifen und die etablierten Kanäle der FPÖ nutzen.