Der nächste Politiker scheitert an einer Plagiatskontrolle von Gutachter Stefan Weber. Das BMEIA simuliert einen Atomangriff auf Wien, während das Parlament eine neue Info-Webseite hat. Und im neuen „Heute“-Newsroom geben sich Spitzenpolitiker die Klinke in die Hand.
Plagiatsprüfer findet abgeschriebene Passagen - ÖVP-Parlamentarier legt Titel zurück
Eine Prüfung des Sachgutachters für Plagiatsprüfungen Stefan Weber hat ergeben, dass der ÖVP-Nationalratsabgeordnete Peter Weidinger in seiner Abschlussarbeit plagiiert hat. Er habe, so Weber, „geschickte Täuschung betrieben“ und von deutschsprachigen Quellen abgeschrieben, dann aber nur auf englischsprachige Quellen verwiesen und eine eigene Recherche vorgetäuscht. „Der Verfasser muss sich somit den Vorwurf des Textplagiats in Kombination mit einem speziellen Täuschungsmuster […] gefallen lassen“, schreibt Weber.
Mit den Vorwürfen von der Kronen Zeitung konfrontiert kündigte der Politiker aus Villach an auf seinen Titel zu verzichten. Auf Nachfrage konnte die Universität Graz das bestätigen. Weidingers E-Mail kommt einer Selbstanzeige gleich, die Universität Graz prüft nun die Causa. (Erst bei einer zweiten, von der ersten unabhängigen Prüfung, kann ein Titel aberkannt werden.)
Weidinger kam Anfang 2020 in den Nationalrat, weil Elisabeth Köstinger als Ministerin auf ihren Platz verzichtete. Er bekam den Vorzug vor der eigentlich vorgereihten Angelika Kuss-Bergner, weil Weidinger mehr Vorzugsstimmen sammeln konnte.
Für Elisabeth Köstinger dürfte, auf Grund des in Kärnten angewandten Vorzugsstimmensystems nicht Angelika Kuss-Bergner sondern Peter Weidinger für Elisabeth Köstinger nachrücken, der 986 mehr Vorzugsstimmen erreicht hat. Danke für den Hinweis @kofi2go
— Martin Thür (@MartinThuer) January 1, 2020
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Parlament mit neuer Informationswebseite
Das Parlament hat eine neue Webseite gestartet. Auf fachinfos.parlament.gv.at soll es mehr Informationen, Hintergründe und Analysen geben. Auf parlament.gv.at wird weiter über die Arbeit des Parlaments berichtet.
Schon jetzt gibt es eine Erklärung zum Ibiza-Video und dessen ungeschwärzte Vorlage im Untersuchungsausschuss, einen Bericht über den Demokratiemonitor 2020, eine Erklärung, wie Arbeitslosenzahlen berechnet werden und die Geschichte der Informationsfreiheit.
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BMEIA wird für Atombomben-Video heftig kritisiert
Das Außenministerium bewirbt das Inkrafttreten des Atomwaffenverbots am 22. Jänner 2021 mit zwei Videos und einem Statement von Außenminister Alexander Schallenberg. Darin warnt Österreichs Außenminister vor der Zerstörungskraft von Atomwaffen und meint, dass sich die Gefahr eines atomaren Zwischenfalls mit dem Ende des Kalten Krieges nicht abgenommen habe. Atommächte haben den Pakt nicht unterzeichnet.
Vor allem ein Video hat dem Außenministerium viel Kritik eingebracht. Darin wird ein Atombombenabwurf über Wien simuliert. Mit dramatischer Musik untermalt wird beschrieben, dass Menschen brennen, über 230.000 Menschen sterben werden und eine radioaktive Aschewolke bis nach Graz reichen wird.
Eine Produktion aus dem Hause @SchallenbergA
— Claus Pándi (@Claus_Pandi) January 22, 2021
Zu finden unter der offiziellen Adresse des österreichischen Außenministeriums https://t.co/G4ngjV8BJn https://t.co/jg6SIKT612
Kein Ende der Pandemie, Virus-Mutationen, Impfstofflieferprobleme, Lockdown, mehr als 500.000 Joblose, zu viele in Kurzarbeit, Firmenpleiten. Viele Menschen sind auch psychisch am Ende. In der Situation ein Atombomben-Video des Außenamts. Unfassbar
— Karin Leitner (@KarinLeitner1) January 23, 2021
Atomwaffen schaffen Unsicherheit. Richtig. Sie haben unterzeichnet, dass Ö keine Atomwaffen haben soll. Das hatte zwar niemand vor, aber Sie inszenieren das als wichtigen Schritt. Inszenierung statt Politik. https://t.co/7kQq8Cfyzg
— Peter Kolba (@KolbaPeter) January 24, 2021
Finde absolut wichtig die Bevölkerung davon zu überzeugen dass das Abwerfen von Atomwaffen nicht gut ist
— Robert Misik | misik.at (@misik) January 23, 2021
Immer dieser Anti-Atom-Aktionismus. Da könnten wir ja gleich in die Verfassung schreiben, dass ein Atombombenabwurf über Wien verboten i..oh, wait. pic.twitter.com/RWdgQAqPAf
— Georg Renner (@georg_renner) January 23, 2021
Das Video hat auf YouTube fünf mal so viele negative Bewertungen, wie positive. In den Kommentaren wundern sich User:innen nicht nur über den Inhalt, sondern auch über den Zeitpunkt der Veröffentlichung und sprechen teilweise von „Angstmacherei“.
Im Bundesrat musste Schallenberg das Video am 28. Jänner seines Ministeriums verteidigen. Die Opposition nannte das 4.000-Euro-teure Video ein „Horrorvideo“ und sprach von „Showpolitik“. Man habe eine „abstrakt wirkende Bedrohung greifbar machen“ wollen, rechtfertigte der Außenminister.
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Politiker pilgern zur Newsroom-Eröffnung von "Heute"
Vertreter der Bundesregierung und der Wiener Bürgermeister gaben sich letzte Woche in der Redaktion des Gratisblattes „Heute“ ein Stelldichein. Sie besuchten den neuen Newsroom, schnitten zur „Eröffnung“ ein Band durch und posierten für ein Foto auf der Dachterrasse.
„Heute“-Herausgeberin Eva Dichand postete in den letzten Tagen mehrere Instagram-Stories mit Bundeskanzler Sebastian Kurz, Finanzminister Gernot Blümel, Innenminister Karl Nehammer und dem Wiener Bürgermeister Michael Ludwig.