Die FDP sieht Bildung als Mittel gegen Rechtsextremismus. Um das zu bewerben, bessert die FDP in einem Spot falsch geschriebene Parolen der rechtsextremen Szene aus. In den Kommentaren fand man das nicht immer lustig.
In ihrem neuen Spot auf YouTube bessert eine verpixelte Figur Rechtschreibfehler von Graffitis aus. Aus “Scheiß Systsem” wird “Scheiß System”, aus “Refugies not welcome” wird “Refugees not welcome” und aus “Sieg Hail” macht der Protagonist “Sieg Heil”. Unterlegt ist das Video mit Blaskapellenmusik. Am Ende des Videos kommt dann die Erklärung der FDP: “Bildung ist die Antwort. Nicht nur bezogen auf Rechtschreibung, sondern auch gegen Extremismus, Vandalismus und Gewalt.”
Doch nicht alle haben die Botschaft so aufgefasst, wie sich das die FDP vorgestellt haben dürfte. Auf Facebook, Instagram und Twitter sorgte das Video für Irritationen. Rechtsextreme Sprüche grammatikalisch ausbessern und inhaltlich unkommentiert lassen? Graffitis und Rechtsextremismus als gleich großes Problem darstellen? In den Kommentaren äußerten sich UserInnen kritisch, darunter auch die SPD-Abgeordnete Sawsan Chebli. Die FDP reagierte zuerst augenzwinkernd.
Video komplett angeschaut?
— FDP (@fdp) October 24, 2019
Liebe @fdp, meint Ihr wirklich, wenn man „Sieg Hail“ oder „Fick die Polisei“ oder „scheiss Asilanten“ richtig schreibt, tut man was für die Bildung? Ich kapiere es einfach nicht. https://t.co/T3NRIQsut8
— Sawsan Chebli (@SawsanChebli) October 24, 2019
Als die kritischen Kommentare nicht weniger wurden, wechselte das Social-Media-Team auf die inhaltliche Ebene. Sie hatten drei Antworten, die sie auf Twitter mit copy and paste immer wieder verwendet.
Wir wollen #WeltbesteBildung. Nicht nur bezogen auf Rechtschreibung, sondern auch gegen Extremismus, Vandalismus und Gewalt. Siehe #Disclaimer
— FDP (@fdp) October 24, 2019
— FDP (@fdp) October 24, 2019
Extremismus ist oft auch ein Mangel am Bildung. Also mehr Bildung. #WeltbesteBildung
— FDP (@fdp) October 24, 2019
Auf Facebook hat die FDP vor allem positive Postings kommentiert und nur hin und wieder auf kritische Antworten reagiert. So sagt die Partei, dass es das Ziel des Spots sei „eine Debatte anzustoßen“. Einen anderen User fragt die Social-Media-Abteilung, ob er das Video bis zum Ende gesehen hätte und wiederholt die Forderung nach mehr Bildung. Der User bessert daraufhin die Grammatikfehler des Posts aus.

Kängurus und Monty Python als Inspiration?
Auf Instagram hat man währenddessen in den ersten 24 Stunden nach dem Posting auf keines der 111 Kommentare reagiert. Immer wieder wird in den Diskussionen unter dem Video der Account von Marc-Uwe Kling verlinkt. Der deutsche Autor hat das Buch “Das Känguru-Manifest” geschrieben. In einem Kapitel kommentiert das titelgebende Känguru Graffitis und weist auf Denk- und Grammatikfehler hin.
Wieder andere sehen Ähnlichkeiten zwischen dem FDP-Spot und einer Szene aus dem Film “Das Leben des Brian” von der britischen Comedygruppe Monty Python. Darin stellen römische Soldaten einen Vandalen und bessern sein falsch ins lateinisch übersetzte Graffiti “Römer, geht nach Hause” aus.