Nach dem Porträt in “Newsweek” schaut sich auch “Time” den Bundeskanzler näher an. Und kommt zu einem ähnlichen Ergebnis.
Er habe die Politik von rechtsaußen salonfähig gemacht. In den Mainstream gebracht. So beschreibt Time Sebastian Kurz, der in der Ausgabe vom 10. Dezember 2018 am Cover ist. Zusätzlich gibt es ein Interview mit dem Kanzler. Inhaltlich beschreibt Autor Simon Shuster wenig Neues: Sogar ihm erzählt ein Berater, dass Kurz immer nur Economy fliege. Das Fliegen in der Economy-Klasse ist in Österreich schon zum Insiderwitz geworden.
Weniger Aufregung
Die Time-Titelseite hat weniger Aufsehen erregt als das Newsweek-Cover. Dort wurde Kurz visuell in die 30er gerückt. Inhaltlich sind sich die beiden Porträts aber ähnlich: Kurz habe die Themen der Rechten übernommen und so ihren Erfolgslauf beendet. Dafür sei Rechtsaußen-Politik salonfähig geworden. Österreich sei nur ein Beispiel für die generelle Entwicklung Europas.
In der österreichischen Medienlandschaft gab es dieses Mal auch nur eine Interpretation. Die Gratiszeitung Österreich setzte den Bericht auf die Titelseite – mit neutraler Headline. Die Kronen Zeitung geht auf das Cover überhaupt nur nebenbei ein. Kurier, Kleine Zeitung und der Standard titeln alle ähnlich: Kurz bringt die Rechtsextremen in den Mainstream. Selbst die Presse titelte gleich. Anlässlich des Newsweek-Artikels verteidigte sie den Kanzler noch.
Ein Cover ist ein Cover
Die Volkspartei freute sich wieder über die Titelgeschichte von Shuster: “Weltweit portraitieren Journalisten @sebastiankurz wie selten zuvor einen österreichischen Regierungschef” twittern sie.
Das Time Magazine schreibt über Österreichs Kanzler Kurz, dass er Rechtsextremismus salonfähig macht. Die @volkspartei (nein, offenbar echt, kein Satireaccount) weist das nicht entrüstet zurück, sondern feiert das. Alles klar, keine weiteren Fragen. pic.twitter.com/dEUHvR1977
— Florian Aigner (@florianaigner) November 29, 2018
Das @TIME magazine erklärt auf seinem Cover, dass Bundeskanzler Kurz Rechtsextreme salonfähig macht
— Ingrid Brodnig (@brodnig) November 30, 2018
Womit @TIME vermutlich nicht rechnete: Dass die @volkspartei das enthusiastisch auf Twitter aufgreift pic.twitter.com/qwkKp6ueba
Auch auf Facebook postete die Volkspartei den Artikel – abends um 21:44 Uhr – mit dem selben Text. Es scheint nur wichtig zu sein, dass jemand über Sebastian Kurz berichtet – und nicht wie. User und Userinnen sehen das anders. Wie auch schon beim Newsweek-Cover schreiben sie über den negativen Inhalt des Artikels. Es sind dann auch diese Kommentare, die direkt unter dem Post angezeigt werden.