Mit dem neuen Wahlkampfsong versucht sich die SPÖ an einem Genre, das sich seit jeher – auf vielen Ebenen – hart an der Grenze bewegt: den Polit-Songs. Ein kleine Sammlung ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Von Schlager bis Rap, von Achtziger-Elektro bis Volksmusik.
Die SPÖ hat sich für ihre Wahlkampftour ein Lied schreiben lassen, das auch in ihrem ersten Werbevideo zum Einsatz kommt: „Gemeinsam & verschieden“ heißt der Song von „Alf & DJ Mike“, der irgendwo zwischen Deutschpop und Ohrwurm anzusiedeln ist.
Die SPÖ ist damit nicht die einzige Partei, die sich einen eigenen Song komponieren lässt. Es gibt sogar einzelne Politikerinnen und Politiker, die über sich singen lassen. Wir nehmen den Song zum Anlass und sammeln hier einige Songs der Vergangenheit. Twitter-UserInnen haben bei der Sammlung kräftig mitgeholfen.
Erhard Busek: "Ja in da Vorstadt"
Erhard Busek war 1978 ÖVP-Parteiobmann und Wiener Vizebürgermeister und Landeshauptmannstellvertreter. Für den Wahlkampf nahm Busek zusammen mit der Band Misthaufen Song „In da Vorstadt“ auf.
Jörg Haider: "Liebe Freunde"
Jörg Haider hat 1994 eine seiner Reden vertonen lassen. Einzelne Passagen wurden dabei herausgenommen und mit Musik unterlegt. Ein Chor singt im Refrain „Liebe Freunde“ und jodelt zu Haiders Aussagen.
Peter Westenthaler: "Wir halten zam fürs Heimatland"
Auch der frühere BZÖ-Spitzenkandidat Peter Westenthaler hat 2006 einen Song aufgenommen. In „Wir halten zam fürs Heimatland“ besingt Westenthaler die Schönheit Österreichs.
Christine-Marek-Rap
Die frühere Staatssrekretärin im Wirtschaftsministerium, Nationalratsabgeordnete und Wiener ÖVP-Landesobfrau Christine Marek veröffentlichte 2007 auf ihrer Webseite ein Lied über sich. Laut der Presse wurde auch der Chor des Nationalrats auf ihre Initiative gegründet.
Jörg Haider: "Wir handeln" & "Pfiad gott, liebe Alm"
Auch zur Nationalratswahl 2008 wurden Reden von Jörg Haider wieder zu einem Sampling zusammengemixt. Musikalisch hat man sich dieses Mal eher an Clubtracks orientiert.
Haider hat aber nicht nur samplen lassen, sondern auch selbst gesungen. Als Landeshauptmann von Kärnten hat er eine DVD von Chören und Gesangsgruppen produzieren lassen. Er selbst singt darauf das Lied „Pfiat Gott, liabe Alm“.
Heinz-Christian Strache: Die HC-Rap-Songs
Besonders bekannt wurden die Rapsongs vom früheren FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache. Von 2006 bis 2015 brachte Strache zu Nationalratswahlen (2006 & 2013), EU-Wahlen (2009 & 2014) und Wiener Landtagswahlen (2010 & 2015) einen neuen Rap-Song heraus.
Ilse Benkö: "So schaut's aus"
Im Wahlkampf zur Landtagswahl 2015 hat die FPÖ-Abgeordnete Ilse Benkö mit einem Lied um eine Vorzugsstimme geworben. Die mittlerweile zurückgetretene Gemeinde- und Stadträtin in Oberwart veröffentlichte den Song „So schaut’s aus“. Medial wurde Benkö daraufhin als „die blaue Lady“ bekannt, nach einer Textzeile im Song.
Wahlkampf-Songs im Ausland
Zur Europawahl 1989 hat die deutsche SPD ein neues Europa besungen. In der Mitte des Songs dann der Wahlaufruf des Parteivorsitzenden Hans-Jochen Vogel.
Silvio Berlusconi wollte 2008 in Italien wieder an die Macht. Dafür hat er sich auch ein Lied schreiben lassen, das den . „Meno male che Silvio c’è“, auf deutsch „Zum Glück gibt es Silvio“
In den USA wurde Barack Obamas berühmte „Yes, we can“-Rede von dem Musiker Will.i.am – es war 2008 – vertont. Der hat dafür auch viele berühmte SängerInnen und SchauspielerInnen gewinnen können.
Anti-Songs
In die Kategorie der Polit-Songs fallen nicht nur Unterstützungslieder, sondern auch jene Songs, die sich gegen eine Partei oder Politikerin richten. Das Duo Christoph & Lollo liefert öfter politische Songs, hat etwa Karl-Heinz Grasser einen Song gewidmet und auch bei der Nationalratswahl 2013 hat jede Partei ihren eigenen Song bekommen.
Das wohl kritischste Lied gegen einen Politiker in Österreich kommt von Sigi Maron. Der Künstler lässt in einem Song die Geschichte-Caps vom vorgeblich kritischen Geist der Partei zu dem Revue passieren, der dann eben aus ihm wurde. Dass Maron mit der Politik des damaligen SPÖ-Nationalratsabgeordneten Josef Cap gar nicht zufrieden war, hört man nicht zu knapp raus. So fragt er ihn in seinem Lied „Pepi“, ob er sich überhaupt noch in den Spiegel schauen könne…