Seit Monaten kommunizieren hohe Politiker der FPÖ die gleiche Botschaft: Herbert Kickl sei der beste Innenminister aller Zeiten. Angefangen hat das nach der Hausdurchsuchung des BVT.
„Ich sage ganz offen: Wir haben den besten Innenminister der Zweiten Republik.“ Spätestens seit Heinz-Christian Strache im ORF-Sommergespräch 2018 seinem Parteifreund diese Auszeichnung verliehen hat, ist sie quasi offizielle Parteilinie. Allenthalben ist in der FPÖ von Herbert Kickl als „bestem Innenminister der Zweiten Republik“ die Rede. Aber warum eigentlich?
Objektiv ist diese Behauptung nicht überprüfbar und ihre Seriosität fragwürdig. Ein Maßstab dafür könnte auch „Krone“-Kolumnist Michael Jeannée sein, der für gewöhnlich übermäßiger Zurückhaltung unverdächtig scheint. Er schreibt zu Straches Einschätzung:
Für diese Beurteilung ist’s noch zu früh.
Der Vizekanzler teilte den Artikel auf Facebook dennoch mit folgender Einleitung:
Michael Jeannée bringt es auf den Punkt. Herbert Kickl ist der beste Innenminister der Zweiten Republik […]

Wenn ein Politiker derart beharrlich versucht, eine Botschaft unters Volk zu bringen, die einer faktischen Prüfung nicht standhält, dann wird eine Frage interessant: Was ist die Motivation?
Nun, schuld ist in diesem Fall die BVT-Affäre, die den Innenminister unter enormen Druck brachte. Über Monate war er von der Opposition als Gefahr für die Sicherheit des Landes inszeniert worden. Und diesem Bild galt es nun, ein anderes entgegenzusetzen. Einfach nur „das stimmt nicht“ sagen, würde nicht viel nützen. Denn wer sich nicht intensiv mit einem Thema befasst, neigt dazu, die Wahrheit in der Mitte zu suchen, wenn er mit konträren Standpunkten konfrontiert wird.
Also galt es, für den unentschiedenen Teil des Publikums die Mitte zu verschieben. Und das hat uns den „besten Innenminister der Zweiten Republik“ beschert. Nicht weil’s wahr ist oder weil es jene, die es sagen, selber so sehr glauben, sondern um ein möglichst schweres Gegengewicht in die Waagschale der öffentlichen Meinung zu legen.


Eine Tücke hat diese Strategie allerdings. Wer im APA-Archiv alle Nachrichten mit der Schlagzeile „beste(r) Innenminister“ sucht, erhält in unmittelbar chronologischer Abfolge exakt diese Resultate – im Abstand von jeweils 14 Jahren:
19.01.1989: Frühbauer: Blecha „bester Innenminister der Zweiten Republik“
[Anm.: 1993 verurteilt zu 9 Monaten bedingter Haft]
12.11.2003: Lopatka: Strasser ist der beste Innenminister dieser Republik
[Anm.: 2014 verurteilt zu 3 Jahren unbedingter Haft]
27.08.2018: Kickl für Strache der „beste Innenminister“
