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Bebilderung
8. Juli 2019
Grafik: Politikmagazin.at

Zeigen? Andeuten? Verstecken? Zum journalistischen Umgang mit Bildern

Das Bild eines toten Vaters mit seinem Kind am Ufer des Rio Grande ging um die Welt. Es zeigt die Gefahren der Flucht und die Verzweiflung der Menschen. Doch wie sollen Medien mit diesen Bildern umgehen?

Im Juni 2019 hat eine Aufnahme der Fotografin Julia Le Duc für weltweite Aufmerksamkeit gesorgt. Das Bild wurde in journalistischen Medien vielfach verwendet und extensiv auf sozialen Medien geteilt. Es zeigt die leblosen Körper der im Rio Grande ertrunkenen El Salvadorianer Óscar Alberto Martínez Ramírez und seiner fast zweijährigen Tochter Valeria. Die beiden sind mit dem Gesicht nach unten am Ufer im Wasser liegend abgebildet, der Vater hatte sein schwarzes T-Shirt über den Körper des Mädchens gezogen, vermutlich um es besser zu schützen. Das Bild hat eine starke emotionale Wirkung und macht das Schicksal von Menschen sichtbar, die unter oft lebensgefährlichen Bedingungen versuchen, in die USA zu gelangen. Das Foto ist schockierend und für viele unzumutbar und unerträglich, aber es visualisiert eine Wahrheit, die bislang nur in abstrakten Worten ausgedrückt wurde.

Sollen Medien dieses Foto zeigen? Reicht das Argument, man komme mit der Abbildung der Informationspflicht nach? Das ist eine hochkomplexe Entscheidung, da verschiedene Ebenen zusammenspielen: Die Bilder haben eine politische Funktion, bergen aber Gefahren für das Publikum und die Persönlichkeitsrechte der Dargestellten.

Der Umgang mancher Medien mit Bildern

Viele Online-Medien wie Spiegel Online, der britische Guardian oder USA Today gaben zu ihren Artikeln Warnhinweise, die meisten zeigten das Bild aber trotzdem direkt im Artikel. Die drei genannten Artikel sind jedoch auch Beispiele für eine journalistische Auseinandersetzung mit der Kraft dieser Bilder. „Aber es gibt viele Beispiele für Fotos, die, wenn auch nur vorübergehend, die Erzählung über bestimmte Nachrichtenereignisse verändert haben; wo die Not eines einzelnen Individuums so stark erscheint, oder ein Moment so historisch aufgeladen und mächtig oder beunruhigend, dass sowohl die Öffentlichkeit als auch die politischen Entscheidungsträger unmöglich ignorieren können, was sie gesehen haben“, so USA Today. 

„Ein Foto, ein Mahnmal“, so titelte Spiegel Online. Dort war das Bild nicht direkt auf der Artikelseite zu sehen, es wurde aber in einer Bildergalerie gezeigt, die mit dem folgenden Satz eingeleitet wurde: „Einige Aufnahmen in der folgenden Bilderstrecke können verstörend wirken. Wenn Sie sie nicht sehen wollen, klicken Sie bitte nicht auf die Fotos.“ Der Spiegel „versteckt“ also das Bild in einer Fotostrecke und visualisiert den Artikel mit einer Aufnahme von mehreren Männern am Unglücksort, vermutlich Rettungskräften. Mit dieser Strategie wird das direkte Zeigen solcher Bilder vermieden und den Lesern die Gelegenheit gegeben, darüber nachzudenken, ob sie sich das Foto der Leichen ansehen möchten.

Natürlich könnte man auch argumentieren, dass gerade der Warnhinweis voyeuristische Tendenzen weckt. Und gerade deswegen auf die Bilder geklickt wird. Es bleibt trotzdem den Rezipienten überlassen, ob sie sich dem aussetzen oder ob sie es bei der Andeutung belassen möchten. Dass es auch anders geht, beweist die Presse. Ihren Online-Artikel bebilderte sie mit dem auch von Spiegel Online verwendeten Bild von der Fundstelle. Das Foto der Ertrunkenen wird aber nicht gezeigt: „Die Presse hat sich bewusst dazu entschieden, das im Artikel beschriebene Bildmaterial bis auf Weiteres nicht zu veröffentlichen.“ Einen anderen Weg, der gleichzeitig die Katastrophe sichtbar macht und die unzumutbaren Elemente nur andeutet, wählte Krone.at. Dort wurden die Körper stark verpixelt. Im Online-Artikel der Kleinen Zeitung war das Bild hochgradig unscharf und im Bild der Verweis angebracht, dass es verstörende Inhalte zeige. Ähnlich wie beim Spiegel wurde es hier den Lesern überlassen, ob sie das Bild anzeigen wollten oder nicht. Heute.at hat gänzlich auf das Bild verzichtet und in einer Galerie Fotos vom Unglücksort und der Mutter des Toten gebracht. Die Entscheidung wird jedoch nicht begründet.

Warum das Bild des toten Jungens am Strand 2015 veröffentlicht wurde

2015 hat ein ähnlich gelagerter Fall die Weltöffentlichkeit erschüttert: das Foto des Leichnams eines am Strand angespülten geflüchteten syrischen Jungen. Auf dieses Bild wurde auch in der gegenwärtigen Berichterstattung und in den Debatten dazu Bezug genommen. So verwies etwa die renommierte New York Times in der aktuellen Berichterstattung darauf, dass dieses und ähnliche Fotos die Opfer humanisiert hätten und dass in den Diskussionen zur Veröffentlichung die Frage gestellt wurde, ob eine prominente Platzierung des Bildes einen wichtigen Kontext zur Berichterstattung über die amerikanische Grenze hinzufügen würde.

Man habe sich genau deswegen für die Veröffentlichung entschieden, weil die Zeitung zwar bislang über Migranten geschrieben habe, die beim Versuch starben, den Rio Grande zu überqueren – es aber keine Bilder dazu gab. Am Ende der internen Debatte stand die Entscheidung, das Bild zu bringen: „Dieses Foto war ein ikonischer Moment, der etwas Größeres als nur das Bild selbst darstellt.“ Und die Redaktion sei sich sicher gewesen, dass das Bild für sich alleine stünde und die Gefahren reflektiere, denen sich Migranten an der Grenze aussetzen und dass es auch kein politisches Statement sei. Gegen eine Verwendung in sozialen Medien entschied man sich aber ebenfalls bewusst, da es dort in den Newsfeeds von Menschen auftauchen könnte, die nicht bewusst nach Nachrichten gesucht hätten. 

Traumatisierung oder Abstumpfung?

Katharina Lobinger, Assistenzprofessorin für Digitale Kommunikation an der Universität Lugano, verweist in diesem Zusammenhang auf zwei gegensätzliche Thesen zu den individuellen Folgen der Rezeption solch emotionaler Bilder: Die wiederholte Rezeption könne einerseits zur Traumatisierung führen, andererseits zur Abstumpfung. Aus diesem Grund ist in der Nachrichtenproduktion immer im Einzelfall zu entscheiden, wie eine Geschichte aufbereitet und bebildert werden soll, um die beabsichtigte Botschaft zu vermitteln. Und dies ist immer vom Kontext abhängig.

Das emotionale Foto des syrischen Jungen sei zum Symbolbild bzw. Schlüsselbild für die Flüchtlingskrise geworden, weil es Empathie erzeugte und Anschlussdiskurse auslöste, so Christian Schicha, Professor für Medienethik an der FAU Erlangen-Nürnberg, in einem kürzlich erschienenen Sammelband zum Thema der Bildethik*.

Ein Dokument der Zeitgeschichte

Wichtig bei der Abwägung der Veröffentlichung solch schockierender Bilder ist vor allem die Frage, wie dies auch der österreichische Pressekodex festhält, ob damit die Menschwürde und Persönlichkeitsrechte verletzt werden. Darauf verweist auch Schicha. Im Fall des zur Ikone gewordenen Fotos des syrischen Jungen hatte auch der deutsche Presserat entschieden, dass es ein „Dokument der Zeitgeschichte“ sei und „symbolisch für das Leid und die Gefahren, denen sich Flüchtlinge auf ihrem beschwerlichen Weg nach Europa aussetzten“.

Es konnte unbearbeitet gezeigt werden, weil es weder unangemessen sensationell noch entwürdigend sei und man – wie auf dem aktuellen Bild der ertrunkenen Südamerikaner – das Gesicht nicht direkt erkenne. „Seine Persönlichkeitsrechte werden nicht verletzt“, so der deutsche Presserat, der die Beschwerden gegen die Bildveröffentlichung als unbegründet beurteilte.

Ähnlich hat auch der österreichische Presserat seine Einstellung des Verfahrens gegen österreichische Medien begründet. Auch in dessen Begründung wird mit der zeithistorischen Bedeutung argumentiert: Die Veröffentlichung der Bilder habe zur Sensibilisierung der Allgemeinheit beigetragen und die „österreichische, aber auch die europäische Öffentlichkeit wach- und aufgerüttelt“, so der österreichische Presserat, der in seinem Urteil auch die gelungene Kontextualisierung der Bilder hervorhob. 

In der Berichterstattung über den aktuellen Fall der beiden ertrunkenen Südamerikaner in europäischen Zeitungen stellt sich die Frage, ob es im europäischen Kontext gerechtfertigt ist, das Bild zu zeigen. Ich tendiere hier zu einem Ja, da das Bild nicht nur einen wichtigen Diskurs in Amerika in Gang gesetzt hat, sondern weil das Thema auch von internationaler politischer Bedeutung ist und damit auch politischer Druck von außen erzeugt werden kann. Wenn die Medien, wie in den genannten Beispielartikeln, Hintergründe und Analysen liefern und wenn mit dem Bild auf Missstände aufmerksam gemacht wird, kann man es den Rezipienten auch zumuten, schockhafte Bilder zu sehen. Solche Bilder dürfen aber keinesfalls Elemente der Routineberichterstattung werden. 

*Schwender, C., Brantner, C., von Gottberg, J., & Graubner, C. (Hrsg.). (2019). Zeigen | andeuten | verstecken – Bilder zwischen Verantwortung und Provokation. Köln: Herbert von Halem Verlag.

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Cornelia Brantner
ist Kommunikationswissenschaftlerin, lebt und arbeitet in Wien.
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Grafik: Politikmagazin.at

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